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Die Geldpolitik des Eurosystems in bewegten Zeiten

Am 25.02.2022 hielt Markus Schiller, Bundesbankdirektor und Leiter der Filiale Nürnberg, einen Online-Vortrag über die Geldpolitik des Eurosystems in bewegten Zeiten, an dem alle 12. und 13. W- und IW-Klassen teilgenommen haben. Zunächst steckte er die Kerngeschäftsfelder der Deutschen Bundesbank ab und informierte darüber, dass beim Zahlungsverkehr im Jahr 2021 42.000 falsche Banknoten mit einer Schadensumme von etwa 1,9 Millionen Euro festgestellt wurden. Der Verlust beim unbaren Zahlungsverkehr war um ein Vielfaches höher, so Schiller. In diesem Zusammenhang unterschied er zwischen dem Massenzahlungsverkehr, bei dem Systeme angeboten werden, die es ermöglichen, eine Vielzahl von Transaktionen abzuwickeln, und dem Individualzahlungsverkehr, wo jede Zahlung individuell durchgeführt wird. Daneben übernimmt die Deutsche Bundesbank die Bankenaufsicht, um alle Geldangelegenheiten im Blick zu behalten. Dies wird unterstützt durch das Kerngeschäftsfeld Finanz- und Währungssystem, das es seit 2011 gibt. Dort wird versucht, Risiken zu identifizieren, die im System liegen. Im Zentrum der Tätigkeit der Bundesbank aber steht die Geldpolitik, die im europäischen Kontext von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesteuert wird und deren oberstes Ziel die Preisniveaustabilität ist. Solange dies nicht gefährdet ist, unterstützt die EZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union. Derzeit gibt es im Euroraum eine geschätzte Inflation von 5,1 Prozent. Bei der Preisstabilität gilt der Vorsatz Inflation und Deflation zu vermeiden, da beide die Geldfunktionen beinträchtigen. Es wird eine Preissteigerungsrate von 2% auf mittlere Sicht für die Preisstabilität angestrebt. Diese Marke ist kein Durchschnittsziel, sondern zukunftsorientiert und wichtig für Inflationserwartungen. 0% werden nicht angesetzt, da man einen gewissen Abstand von der Deflation halten will. So bleibt eine Reaktionsmöglichkeit bei Rückgängen der Preissteigerungsrate, sogenannten disinflationären Schocks. Ein Steuerungsinstrument der Geldpolitik sind die Leitzinsen. Der wichtigste Leitzins ist der Hauptrefinanzierungssatz. Diesen müssen Banken für einen sehr kurzfristigen Kredit bezahlen. Banken benötigen Zentralbankgeld, um ihre Kunden mit Geld zu versorgen, den bargeldlosen Zahlungsverkehr abwickeln zu können und weil sie eine Verpflichtung zur Mindestreserve bei den Zentralbanken haben. Zurzeit liegt der Mindestreservesatz bei 1%. Die Forward Guidance ist ein Instrument der Kommunikationspolitik, durch das angegeben werden kann, wie nächste Schritte aussehen können. In der Krisenphase benutzt man sie für eine Planungssicherheit und um die Erwartungen der Marktteilnehmer zu steuern. Man hat während der Corona Krise zusätzlich ein Pandemie Notfallankaufsprogramm (PEPP) aufgelegt. Es ist besonders, weil es sehr flexibel ist. Priorität ist nun, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu überwinden. Zuletzt erklärte Herr Schiller, dass der Klimawandel als neuer Bestandteil der geldpolitischen Strategie gesehen wird, er einen Einfluss auf das Preisgefüge hat und deshalb gesondert betrachtet wird. Die nächste Herausforderung für die EZB dürfte der Ukraine-Krieg sein.

Marie Müller, IW12a

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